2001 – Katzengras

              

Regie: HEIDELINDE LEUTGÖB
Ausstattung: MARTINA KORNFEHL
Lichtdesign: HANS HOFBAUER

mit:
Jakob: CHRISTIAN HIGER
Karoline, seine Frau: BARBARA WILLENSDORFER
deren Kinder: CARINA LANZERSTORFER, DOMINIK CHALUPAR
Jakobs Bruder: HELMUT FRÖHLICH
Elisabeth: BIRGIT WOLF
ihre Freundinnen: MARIA PAMMER, MARGARETE HÖLLER
Arzt: HELMUT FRÖHLICH
der junge Jakob: DOMINIK CHALUPAR
dessen Freund: ROMAN LANZERSTORFER
Nachbarin: BIRGIT WOLF
Alfred, Gruppensprecher: ROBERT TRAXLER
Marlene: MARTHA SABBAGH
Gabi: ROMY ROISS
Otto: HERBERT SCHAUMBERGER
Karl: DAVID WAGNER
Fleischer Sepp: LEOPOLD PAMMER
Wirtin: EMMA RUDLSTORFER
Jakobs Arbeitskollegen: JOSEF HAIBÖCK, FRITZ HOFFELNER, KARL WAGNER
Wirtshausgäste: ELISABETH HAMANN, KARL RUDLSTORFER
1.Mann: ANTON KUGLER
2.Mann: GERHARD NEUNTEUFEL
3.Mann: HEINRICH VATER

 

Das STÜCK

Das Theaterstück “KATZENGRAS”, nach dem gleichnamigen Roman, schildert den unaufhaltsamen Verfall eines vom Alkohol gezeichneten jungen Mannes. Kohl befaßt sich in seinem Stück mit der leider immer aktuellen Thematik auf unglaublich eindringliche und teilweise provokante Art und Weise. Schon die Ausgangssituation zwingt den Zuschauer, sich mit der Problematik auseinander zusetzen:
Wir befinden uns in einer Sitzung der Anonymen Alkoholiker. Sitzungssaal ist der Zuschauerraum. Jakob, der Held des Stückes, erzählt den Anwesenden als Neuzugang die Geschichte seiner Krankheit: Sein Weg vom “normalen” Trinken, wie es in unserer Gesellschaft üblich ist, über Probleme mit Familie, Beruf und Freunden, die Flucht in eine neue Beziehung, seine Versuche, sich, seiner Frau aber auch seinen Vorgesetzten durch immer neue Tricks und Lügen seinen übermäßigen Alkoholkonsum zu verheimlichen, bis hin zu seinem endgültigen Absturz in die Sucht. Immer wieder werden wichtige Passagen aus seinem Leben lebendig. ZuschauerInnen greifen in die Handlung ein, hinterfragen das Geschehen auf der Bühne und zwingen so den Helden zu einer intensiven Auseinandersetzung mit seiner Krankheit.

Kohl geht es in seinem Stück nicht darum, Ursachen für Alkoholismus aufzuzeigen oder Schuldzuweisungen vorzunehmen. Ebenso möchte er auf keinen Fall , dass Alkohol grundsätzlich aus unserem Leben verbannt werden soll. Vielmehr überläßt er es den ZuschauerInnen, zu entscheiden, bei welchen Situationen auch andere Weichenstellungen möglich gewesen wären. Er konfrontiert mit einer authentischen Geschichte, wie sie überall passieren könnte, zwingt das Publikum hinzuschauen, auch auf unangenehme und gewalttätige Szenen, die leider zum Alltag eines alkoholkranken Menschen gehören. Er bietet aber keine Lösungsvorschläge an.

 

NACHLESE

“Großartig! Famos! Ein Ereignis!
Auf der Grenzlandbühne in Leopoldschlag wird derzeit Oberösterreichs aufregendstes Sommer-
theater gespielt.” So übertitelte Milli Hornegger, Leiterin der Kulturredaktion der oberösterreichischen Kronenzeitung, ihre überschwengliche Rezension der diesjährigen Produktion der SOMMERTHEATERTAGE an der Grenzlandbühne Leopoldschlag.

Walter KOHL´s Theaterstück “Katzengras” – Die Geschichte eines Alkoholikers – wurde am 19. Juli dieses Jahres mit großem Erfolg und unter heftiger Anteilnahme der anwesenden Premierengäste (unter ihnen Frau Landtagspräsidentin Angela Ortner ) ” voll schauspielerischer Intensität und künstlerischer Wucht” (Krone) zur Uraufführung gebracht.

“Das Gefährtentum von professionellem Schauspiel, engagiertem Laientheater und heimischer Autorenschaft hat abermals zu einem begeisternden Ergebnis geführt.” schloß sich auch Franz Schwabeneder, Chef der Kulturredaktion der OÖ.Nachrichten und Doyen der heimischen Theaterkritiker, den ausschließlich positiven Medienberichten an und endete mit der Feststellung “Eine Aufführung, die vom Publikum triumphal gefeiert wurde.”

Im dritten Jahr ihres Bestehens ist den Verantwortlichen der SOMMERTHEATERTAGE mit diesem eindringlichen Stück der bisher größte Erfolg , sowohl was Auslastung als auch Reaktionen von Publikum und Presse betrifft, gelungen. 1913 begeisterte BesucherInnen aus ganz Österreich bei 9 ausverkauften Vorstellungen brachten abermals eine Steigerung der Zuschauerzahlen ( um 6% im Vergleich zum Vorjahr) und eine Gesamtauslastung von 101%.

Neben einer genau recherchierten Stückvorlage und einer bis ins kleinste Detail sensiblen und ausdrucksstarken Regie von Heidelinde Leutgöb, zeichnete vor allem die hervorragende und einfühlsame Darstellung der zentralen Hauptfigur durch Christian Higer vom Landestheater Linz für diesen überregional vielbeachteten und vieldiskutierten Erfolg verantwortlich.

Aber auch die erstmals und bei freiem Eintritt angebotenen Rahmenveranstaltungen wurden vom Publikum als wertvolle Ergänzung zum Thema des Stückes mit großer Begeisterung angenommen und erfreuten sich regen Zuspruchs. Rekordhalter war dabei die Lesung “Zwischendurch aufschreien!” von Eike und Herbert Baum, die bei strahlendem Sommerwetter mehr als 100 interessierte Besucher-
Innen in den Innenhof von BÄRLI´s Bar lockte. Eine kompetent besetzte und hervorragend besuchte Podiumsdiskussion, sowie eine stimmungsvolle Lesung des diesjährigen Autors mit musikalischer Unterstützung der Leopoldschlager Hobstad-Saitenmusi rundeten das insgesamt äußerst erfolgreiche und zufriedenstellende Gesamtergebnis der heurigen SOMMERTHEATERTAGE ab.

Auch die zahlreichen, von der Gemeinde bzw. vom Volksbildungsverein durchgeführten Investitionen, wie die neue Zuschauertribüne, die eine optimale Sicht von allen Plätzen gewährleistet, fernbedienbare Verdunkelungen im Zuschauerraum, Aufrüstung der Lichtanlage auf der Bühne, sowie Neuerungen im logistischen Bereich, wie Kartenbestellmöglichkeit über eine eigene Homepage im Internet , sowie die Abwicklung des Kartenvorverkaufs durch die Gemeinde haben sich bestens bewährt und wurden vom Publikum lobend zur Kenntnis genommen.

Was aber für alle den nachhaltigsten Eindruck hinterließ, ist die Tatsache, dass man trotz sommerlicher Urlaubsstimmung auch mit kritischen und unbequemen Themen ein interessiertes Publikum erreichen kann, das sich bei entsprechender Aufbereitung bereitwillig der Auseinandersetzung stellt und einer Konfrontation nicht aus dem Weg geht. Dies scheint sich immer mehr zum eigentlichen Markenzeichen der SOMMERTHEATERTAGE an der GRENZLANDBÜNE Leopoldschlag zu entwickeln.

“Überwältigender Applaus für einen überwältigenden Abend.” (Neue Kronen Zeitung)

 

PRESSESPIEGEL

NEUE KRONENZEITUNG 22.Juli 2001
Milli Hornegger

Überwältigende “Katzengras” – Uraufführung in Leopoldschlag
Eine Inszenierung, zwei Wunder

Großartig! Famos! Ein Ereignis! Auf der Grenzlandbühne in Leopoldschlag wird derzeit Oberösterreichs aufregendstes Sommertheater gespielt: Walter Kohls “Katzengras” erlebte dort eine (Ur)Aufführung voll schauspielerischer Intensität und künstlerischer Wucht.
Walter Kohl hat seinen Roman “Katzengras” für die Grenzlandbühne dramatisiert.Er schildert die Geschichte eines Alkoholikers als unspektakulären Lebens- und Leidensweg, erzählt und durchlitten bei einer Sitzung der Anonymen Alkoholiker. Geschickt verwebt der Puchenauer Schriftsteller die Beichte mit Rückblenden in die familiäre Vergangenheit.
Jakob heißt dieser Mensch, und Christian Higer leiht ihm seine Sprache und seinen Körper. Man mag ihn von der ersten Minute an, ein charmanter Entertainer am Wirtshaustisch, ein geschickter Verschleierer seiner Sucht, ein liebenswerter Träumer und ein gewalttätiges, alkoholkrankes Monster. Christian Higer spielt “seinen” Jakob mit einer Intensität, dass es einem eng ums Herz wird beim Zuschauen, dass man mitleidet mit seiner Familie und mitfiebert, wann er denn endlich zu begreifen beginnt. Das ist das eine Wunder dieser Inszenierung…..
Das andere Wunder gelingt der Regie von Heidelinde Leutgöb mit einer mustergültigen Ensembleleistung: Neben einer leidensfähigen Barbara Willensdorfer, einem besorgten Helmut Fröhlich und einer cleveren Birgit Wolf stehen nämlich ausschließlich Laiendarsteller aus dem Mühlviertel auf der Bühne. Aber sie alle umringen den sensationellen Hauptdarsteller einfach als Menschen, die ihn begleiten, bemitleiden, unter ihm leiden und ihm nicht helfen können.
Überwältigender Applaus für einen über-wältigenden Abend.

 

OÖ NACHRICHTEN 21.Juli 2001
Franz Schwabeneder

Christian Higers Triumph in der Uraufführung von Walter Kohls “Katzengras”

……….Christian Higer, Schauspieler des Linzer Landestheaters, spielt mit der Rolle des Jakob seine Abschiedspartie. Aus der Selbstver-
ständlichkeit seines Salzburger Dialekts, aus dem Temperament und der Impulsivität seines Auftritts, in seiner Gefühlsstärke zwischen Lachen, Toben und Verzweiflung, in der Natürlichkeit seiner Bühnenpräsenz macht er diese Geschichte eines Alkoholikers zum Ereignis. Mit seiner Bühnenkunst führt er uns vor, dass Alkohol ein Lebensauflösungsmittel ist.
……….Die Bühnenbildnerin Martina Kornfehl hat einen Lebensraum von brillanter nüchterner Durchschnittlichkeit gebaut: Plastiksessel, Fauteuils, Stehlampe, Weihnachtsbaum, Van Goghs “Sonnenblumen”-Druck. Dazu Alltagskostüme.
……….Heidelinde Leutgöb ist eine Regisseurin mit Gespür für genaue Töne und einer sensiblen Hand für ausdrucksstarke Personenführung. Wie sie die Symbiose aus Laien und Profis behutsam und zugleich deutlich vollzieht, beide Teile rollenentsprechend zu gleichwertigen Partnern macht, ist schlichtweg bewundernswert, ebenso ihre Feinfühligkeit für fließende Szenenwechsel. Auf diese Frau kann sich das Linzer Landestheater freuen.
Neben Christian Higer drei prägnante, von Profis besetzte Interpreten: Barbara Willensdorfer als Ehefrau Karoline, aus der Einsamkeit in die Bitternis, das Schweigen, letztlich in den Ekel fallend; Birgit Wolf als Geliebte, liebenswert-drollig, schließlich Realistin genug, um sich aus dem Lebenskreis des trunkenen Träumers zu distanzieren; Helmut Fröhlich als Bruder und Arzt – zwei menschliche, ironisierende Figuren der Besorgnis und Zuwendung.
………..Eine Aufführung, die vom Publikum triumphal gefeiert wurde.

 

NEUES VOLKSBLATT 21. Juli 2001
Philipp Wagenhofer

Wenn dein Leben die Kehle runtergeht

……….Dass die Vorlage zur anrührenden Auseinandersetzung wird, ist der Regisseurin Heidelinde Leutgöb anzurechnen, die das Wechselspiel Bühne/Zuschauerraum bestens nutzt, Amateure und Profis geschickt als homogenes Ganzes präsentiert und drastische Szenen nicht überzieht. Kongenialer Partner ist ihr Hauptdarsteller Christian Higer, der den Verfall höchste eindringlich vermittelt. Sein Finale macht die Qual des Trinkers zu einer Tortur, die man selbst zu spüren glaubt. Stark!
Besonders erwähnt sein die Grenzlandbühne Leopoldschlag, dass sie sich einer deratigen Herausforderung stellt.

 

SONNTAGS-RUNDSCHAU 22. Juli 2001

Katzengras berührt und begeistert

Die unglaubliche Schauspielkunst der Darsteller des Theaterstückes “Katzengras” auf der Leopoldschläger Grenzlandbühne riß die Zu-
schauer der drei bisherigen Vorstellungen der Sommertheatertage zu minutenlangen Standing Ovations hin. Christian Higer in der Hauptrolle eines Alkoholikers, der seine berührende Geschichte von seinem Fall durch die Sucht erzählt, seine drei professionellen Schauspielerkollegen Barbara Willensdorfer, Birgit Wolf und Helmut Fröhlich und zahlreiche Laiendarsteller aus der Region boten in dem Stück vom Linzer Autor Walter Kohl unter der Regie von Heidelinde Leutgöb Aufführungen vom Feinsten. Damit sichern sie sich auch heuer den bereits weit über die Bezirksgrenzen hinaus bekannten guten Ruf der Leopoldschläger Grenzlandbühne……….

KULTURBERICHT 9/2001
Ferdinand Sokolicek

…….Die einfühlsame Personenführung der Regisseurin Heidelinde Leutgöb und das wunderbare Zusammenspiel von Profis und Amateuren ließen diesen Theaterabend zu einem Erlebnis werden. Christian Higer ( bis 2001 am Landestheater Linz ) ist Jakob. Sein eindringliches Spiel hat suggestive Wirkung, macht betroffen. Nichts ist übertrieben, ganz natürlich spielt er seinen Jakob, den char-
manten Unterhalter, den fröhlichen Zechbruder, der in steigendem Alkoholgenuss Selbstsicherheit zu finden glaubt, sich dabei aber immer mehr von der Realität entfernt, sich in Träume flüchtet. Von seiner Frau, seiner Familie fühlt er sich nicht verstanden, sie werden ihm fremd, er sucht Verständnis bei einer anderen. Dass er alles im Griff hat, ist nur Illusion – er wird immer lauter, aggressiver, ist unbe-
herrscht, sein körperlicher und seelischer Verfall erscheint unaufhaltsam. Gelingt ihm knapp vor dem endgültigen Absturz der Ausstieg? Die Menschen um Jakob werden von Profis und Amateuren gespielt. Gut nuanciert werden die Verhaltensweisen gegenüber dem Alkoholkranken gezeigt. Barbara Willensdorfer ist die Ehefrau; Jakob war “Liebe auf den ersten Blick”. Aber Alkoholismus ist ein Tabuthema; sie schweigt; leidet; weiß wohl auch nicht, wie sie ihm helfen könnte; Bitterkeit; Liebe schlägt in Ekel um. Helmut Fröhlich spielt der besorgten Bruder, der redet ” um den heißen Brei herum” und den Arzt, dessen Ratschläge nichts bringen. Birgit Wolf als Geliebte: Liebesbedürftig, auch liebenswert, diesen Träumer mag sie, aber sie ist realistisch genug, rechtzeitig auf Distanz zu gehen.
Starker Beifall für das ganze Ensemble.