OÖ Bühnenkunstpreis 2002

     

Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer überreichte am 19. Mai 2003 an der GRENZLANDBÜHNE Leopoldschlag den BÜHNENKUNSTPREIS 2002 an Heidelinde Leutgöb und Alfred Rauch für ihr mutiges und äußerst erfolgreiches Konzept der SOMMERTHEATERTAGE Leopoldschlag. Die Entscheidung der Jury wurde in seltener Einstimmigkeit gefällt.


Im Folgenden ein Auszug aus der Laudatio von
Jurymitglied Silvana Schiller/ORF:

“Ich gehe nicht gerne ins Theater, das ist nicht meine Welt, aber die Stücke in der Grenzlandbühne schaue ich mir an. Die sind nämlich genauso wie das Leben eben ist.” Das erzählte mir ein Einwohner von Leopoldschlag, mit dem ich im vergangenen Sommer im Wirthaus Hofellner ins Gespräch gekommen bin. Ich glaube, ein schöneres Kompliment kann es für die Sommertheatertage Leopoldschlag kaum geben.

Wenn es einem Sommertheater gelingt, mit anspruchsvollen, qualitativ hochwertigen Produktionen zu überzeugen und noch dazu Menschen zu interessieren, die sonst nicht ins Theater gehen, dann muss dahinter nicht nur sehr viel Euphorie und Engagement seitens der Künstlerinnen und Künstler stecken, sondern auch – es sei mir der Ausdruck gestattet – ein verdammt gutes Konzept.

Das sieht meiner Meinung nach vor allem so aus: Die beiden Gründer der SOMMERTHEAERTAGE Leopoldschlag, Heidelinde Leutgöb und Alfred Rauch, arbeiten nicht nur alljährlich in diesem Ort, sie leben auch jedes Jahr einige Wochen hier. Sie kennen also diese Gegend hier, sie kennen die Menschen, für die sie Produktionen auf die Bühne bringen, ganz genau. Hier entsteht also wirklich Theater ganz nah am Leben. Das betrifft einerseits die Auswahl der Themen, die immer einen Bezug zur Region aufweisen, andererseits wird auch die Bevölkerung in den Entstehungsprozess integriert, denn seit Beginn spielen interessierte Einwohner des Ortes bei jeder Produktion in kleineren Rollen mit.

Produziert werden hier ausschließlich Uraufführungen von oberösterreichischen Autoren: Fritz Fellner, Friedrich Ch. Zauner, Walter Kohl, Maria Hauser und heuer Thomas Baum.


Auftakt der SOMMERTHEATERTAGE Leopoldschlag war Fellners Stück “Notlandung” im Jahr 1999. Ausgangspunkt bildet ein authentischer Fall eines Amerikaners, der 1944 in Sandl abgestürzt ist. Fellner stellt die Frage: Was könnte mit jenem Piloten passiert sein, wie könnte sich die Bevölkerung verhalten haben? Basierend auf dieser Überlegung entstand ein berührendes Stück über Zivilcourage, ein Leben im Verborgenen, aber auch über die Anpassung an die NS-Machthaber. Wie nah sich dieses Stück am Leben und auch in der Erinnerung mancher älterer Einwohnerinnen und Einwohner befindet, zeigte eine Begebenheit nach der Premiere. Einige Frauen aus Leopoldschlag versicherten der Hauptdarstellerin Waltraud Staudach: “Genauso war´s, so haben wir uns gefühlt. Es ist als wär es damals.”
Eng verknüpft mit diesem Ort war auch Zauners Stück “Dort oben im Wald bei diesen Leuten”: Eine Geschichte über den Alltag der Gastarbeiter. Auch im Steinbruch von Leopoldschlag sind türkische Gastarbeiter beschäftigt.
Die beiden letzten Produktionen wagten sich schließlich an Tabuthemen: Im Jahre 2001 “Katzengras” von Walter Kohl und im vergangenen Sommer “Im Himmel kein Platz?” von Maria Hauser. Alkoholsucht am Land bzw. Homosexualität standen im Mittelpunkt der Stücke.
Einen für mich sehr aufschlussreichen Aspekt möchte ich dabei erwähnen: Im Mühlviertel gab es – im Gegensatz zu anderen Regionen in Oberösterreich – bis Herbst vergangenen Jahres keinen Stammtisch, bei dem sich homosexuelle Menschen treffen und austauschen konnten. Maria Hausers Stück hat im vergangenen Jahr zu vielen Diskussionen im Ort angeregt und im Herbst 2002 wurde in Freistadt schließlich ein solcher Stammtisch gegründet.
Das ist Theater sehr nah am Leben! (……)”

200 bestens gelaunte Festgäste ( darunter LA Gunter Trübswasser, LA Elisabeth Freundlinger, Bgm. Alois Böhm, Maria Hauser, Walter Kohl, Dr. Gerhard Ritschel ) erfreuten sich nicht nur an den künstlerischen Darbietungen Leopoldschlager Schauspielstars wie Gottfried Neuner, Barbara Willensdorfer /David Wagner oder Eike und Herbert Baum, sondern auch am hervorragenden Buffet, das das Kulinariums Linz bereitgestellt hatte.

Ein rundum gelungenes Fest, auf das nicht nur die Preisträger sonder auch die Leopoldschlager zurecht stolz sein können.